Schwerter zu Pflugscharen, Kaufhäuser zu Clubs…


Was machen denn nachts all diese Leute hier bei uns im Quartier? Und was soll der ganze Lärm?… Das fragen sich in zwei Wochen nicht nur ein weiteres mal die Schweine der Festivalwiese in Lueg, sondern seit April dieses Jahres auch die Bewohner von München-Obergiesing. Augenblicklich wird dort seit drei Monaten das alte Hertie-Kaufhaus, der frühere Karstadt gegenüber der Tela-Post, kulturell zwischengenutzt. Es trägt bis zu seinem Abriss, voraussichtlich Ende August, noch den schönen Namen “PUERTO GIESING” und auf seinen 4000 Quadratmetern ehemalige Verkaufsfläche arbeiten Künstler, werden Ausstellungen organisiert und finden zahlreiche Lesungen, Theater und Konzerte statt. Ein letztes mal locken diese Veranstaltungen Publikum in den alten Betonblock und schüren bisweilen Gentrifizierungsängste in der Bevölkerung. Ob diese für München typische Zwischennutzung – genannt seien z.B. nur die ehemaligen Kasernengelände, der Kunstpark Ost und Wolfgang Nöths Hallenkultur – tatsächlich zu Segregations- und Wertsteigerungsprozessen im Viertel führen ist fraglich und bleibt abzuwarten. Bis dahin ist das PUERTO GIESING auf alle Fälle eine Reise wert. Mit von der Partie und immer mitten drin ist auch unser Lieblingslabel von den Giesing Heights, Albert Pöschls ECHOKAMMER, das mit Dis*ka, Hans Platzgummer, Kamerakino, Queen of Japan, den Moulinettes und anderen Künstlern auch bei uns schon oft vertreten war.

Am Fr., den 16. Juli, ist Andy Butler mit Hercules & Love Affair, everybody’s darling der vergangenen zwei Jahre, zu Gast im ehemaligen Kaufhaus. Und eine Woche nach PUCH, am 30. Juli, lassen Schlachthofbronx dort gleich nochmal die Party steigen. Das läßt ein paar grandiose Abende erhoffen. Die alteingesessenen Obergiesinger sollten jedoch beruhigt sein, denn wie sprach einst unser ehemaliger, verstorbener Ministerpräsident: “everybody’s darling is everybody’s Arschloch.” – das wissen längst auch schon die Schweine in PUCH.

Puerto Giesing ►