Das Land als Haltung: “Tollwut”



“Intelligenz. Komik. Charme. Instinkt. Sturheit. Damit durchkommen.”… so fasst Reiner Sladek in den Linernotes der letztjährigen PUCH-COMPILATION die Haltung der Initiatoren in den Anfangsjahren des Festivals zusammen. Eine ähnliche Oskar-Maria-Graf-hafte Dickschädligkeit zeichnet auch Matthias aus, den Helden in Franz Doblers 1991 erschienenen und ungefähr zur gleichen Zeit spielenden Debütroman “Tollwut”. Die Handlung oszilliert zwischen Krimi und Western, ein kleines, bayerisches “on the road“, irgendwo zwischen München und Dachau. Der Bauernhof der Eltern, das ambivalente Verhältnis zur Großstadt, die undefinierbare Wut eines Johnny Cash-Songs im Bauch, eine holprige innere Landschaft, sture Verweigerung – das Land als Haltung. Das alles noch authentisch und wirklich erzählt, keine Wortstakkatos, keine Zitatschlachten, Prä-Pop-Literatur eben.

Unser zweiter, verspäteter Urlaubs-PUCH-Tip: Franz Dobler, “Tollwut”, 1991